Wo fang ich diese Geschichte an? Eigentlich wollte ich meine Zeit in Mexiko verlängern und war auf der Suche nach einem Ort und einer Aufgabe, denn ich wollte gerne einige Monate in einer Stadt verbringen. So stolperte ich über die Ausschreibung von Comundo. Die Stelle schien perfekt, wie geschaffen für mich. Ein Pilotprojekt. Für drei Monate suchten sie Unterstützung in einem Textil-Zentrum, wo junge Frauen ausgebildet und gestärkt werden. In Zusammenarbeit mit den Frauen vor Ort sollte ich an folgenden Aufgaben arbeiten; die Weiterentwicklung der Ausbildung, Produktentwicklung, Marketing und Einführung in ergänzende textile Techniken. Der einzige Knackpunkt war der Ort, es handelte sich um ein Projekt in Kenia. Dass ich den Kontinent wechseln würde, liess mich kurz zögern. Aber nach dem Bewerbungsverfahren und dem Kontakt mit den Menschen vor Ort, hatte mein Bauch bereits für mich entschieden.
Der Smiles Hub liegt ausserhalb von Kisumu, der drittgrössten Stadt Kenias im Osten des Landes am Lake Viktoria. Die Region ist stark betroffen von Armut, wenig Lebensperspektiven und HIV. Der Smiles Hub ist Teil eines Gemeinschaftszentrums, welches von Make me smile erbaut wurde, um der Dorfbevölkerung den Zugang zu medizinischer Hilfe, Wasser, Bildung, und einem sicheren Ort des Zusammenkommens zu ermöglichen. Im Smiles Hub werden jedes Jahr ca. 40 junge Menschen zu Schneider*innen ausgebildet. Einige der Absolvent*innen können in der Produktionsabteilung weiter beschäftigt werden. Im Produktionsatelier arbeiten die Frauen vorwiegend an Taschen und Kleidern. Sie nähen die Produkte aus Materialien, welche lokal bezogen werden können und verkaufen diese in zwei Läden. Dies klingt einfacher als es ist: Stromausfälle oder schwer zugängliche Rohmaterialien können die Produktion immer wieder erschweren.
Wir lernten viel voneinander, lachten, häkelten, reisten, schrieben, nähten, dachten, tanzten, verkauften, entwickelten, lebten. Irgendwo dazwischen entstand die Idee, ein kleines, genähtes Produkt für kollektiv vier zu entwickeln - die Bauchtasche. Denn eine weitere Herausforderung ist der Verkauf der Produkte und das Akquirieren von Aufträgen. Die Frauen mit einem Auftrag auch direkt zu unterstützen war also die Idee. Leider blieb während meinem ersten Aufenthalt 2023 nebst unseren anderen Zielen keine Zeit dafür.
Die intensiven Monate im 2023 in Kenia prägten mich und es entstand eine Verbindung mit Kisumu, den Menschen und dem Smiles Hub. Im April 2024 bin ich deshalb zurückgekehrt, um die Menschen zu besuchen. Und dieses Mal hatte ich die Zeit, an der Bauchtasche zu arbeiten.
Zusammen mit Judy habe ich mehrere Prototypen hergestellt, bis wir schliesslich beide zufrieden waren. Entstanden ist ein Reisebegleiter mit drei verschliessbaren Fächern. Perfekt um das Handy, deinen Pass, dein Portemonnaie, die Schlüssel und die Sonnenbrille oder den Regenschirm einzupacken. Beim Entwickeln der Bauchtasche war es für mich wichtig, Materialien zu verwenden, welche die Frauen lokal erwerben können. Dies bedeutet natürlich nicht, dass die Materialien lokal hergestellt werden. Die Stoffe kommen aus Westafrika; Ghana, Nigeria.
Kaufe die Bauchtasche hier.
INTERVIEW MIT JUDY (PRODUKTIONSLEITUNG)
Wie lange arbeitest du schon im Smiles Hub?
Ich lebe seit dreiundzwanzig Jahren in diesem Dorf und arbeite seit sieben Jahren im Smiles Hub. Es bedeutet mir sehr viel. Ich kann mein täglichen Lohn hier verdienen, um meine Familie zu unterstützen.
Was macht dir am meisten Freude an der Arbeit?
Was mir am besten gefällt, ist es die verschiedenen Taschen herzustellen. Ich nähe auch gerne Schuluniformen aber vor allem lustige Taschen.
Was ist die grösste Herausforderung?
Meine grösste Herausforderung ist, wenn die Kunden die Produkte dringend benötigen und wir einen Stromausfall haben. Es ist manchmal auch schwer die Materialien und Stoffe zu bekommen, weil wir in einer grossen Distanz zur Stadt sind und die Stoffe nicht schnell beziehen können.
Wie lange arbeitest du an einer Bauchtasche?
Ich brauche einen halben Tag um eine Bauchtasche zu nähen.
Wirst du die Tasche selber verwenden?
Ja, natürlich (=
Eva für kollektiv vier
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